Sebastian Wanner würfelte die Reihen vor dem Spiel beim ERV Schweinfurt gehörig durcheinander. Zum einen notgedrungen, da zusätzlich zu Ondrej Horvath auch noch Ondrej Stava (Verletzung aus dem Peissenberg-Spiel) und Bernhard Jorde (Beruf) nicht dabei waren. Zum anderen galt es, trotz größtenteils ansprechenden Leistungen, nach vier Pleiten in Serie etwas Neues auszuprobieren. Die Mighty Dogs witterten nach dem ersten Saisonsieg im Derby gegen Bad Kissingen die große Chance auf ihr erstes Sechspunkte-Wochenende, standen mit Geretsried und Schongau doch vermeintlich „leichte Gegner“ auf dem Plan. Die Marschroute des ESC war hingegen völlig klar: Schweinfurt von Beginn an unter Druck setzen und sich endlich für den Aufwand belohnen.
Die gleiche Idee hatten wohl auch die Hausherren, der ERV störte den Aufbau der Rats früh und notierte die erste dicke Chance durch Kouba. Es dauerte ein paar Minuten bis die schweren Beine der vierstündigen Busfahrt weg waren, doch dann musste ERV-Torwart Schnierstein u.a. gegen Stefano Rizzo und Hölzl hellwach sein. Die Mighty Dogs zogen sich kurzzeitig etwas zurück, doch wieder war es Kouba, der Morczinietz zu einer Glanzparade zwang. Der nächste Versuch des ESC sollte dann aber sitzen. Strobl eroberte die Scheibe stark im Forecheck, legte auf den freien Martin Köhler ab und der Rats-Kapitän fackelte im Slot nicht lange (18.).
Über mangelnde Torchancen konnte sich der ESC auch im zweiten Spielabschnitt nicht beklagen, kurz nach Wiederanpfiff scheiterte Martin Köhler am Außenpfosten. Trotzdem musste man erstmal den Ausgleich durch Grüner hinnehmen, der am Ende einer schönen Kombination zum 1:1 einnetzte (24.). Jonas Köhler hatte die postwendende Antwort auf dem Schläger, scheiterte jedoch mit seinem Alleingang. Wer die Dinger vorne nicht macht, fängt sich hinten die Tore. Die alte Weisheit bewahrheitet sich einmal mehr und Cypas nutzte mangelnde Abwehrarbeit der Rats zur erstmaligen Führung (28.). Wieder war es die auffällige vierte Reihe mit der nächsten dicken Gelegenheit aber Schnierstein entschärfte den Rückhandschuss von Gania. Lange verhinderte der Schweinfurter Torwart den Ausgleich, fast alle Versuche der Rats landeten in seiner Fanghand, die langsam aber sicher das Rauchen anfangen musste. Erneut war es Martin Köhler, der sich ein Herz nahm und zum 2:2 ausgleichen konnte. Wieder war er im Slot relativ unbedrängt und wurde von seinen Kollegen gut in Szene gesetzt, ein wichtiger Treffer (38.). Kurz vor Drittelende folgte noch eine Kleinstschülereinlage von beiden Mannschaften. Erst verloren die Rats den Puck in der Vorwärtsbewegung, aber die Hausherren vergaben den 3 vs. 1 Konter absolut leichtfertig. Im direkten Gegenzug rasten auf einmal drei ESC'ler auf einen Schweinfurter zu, doch auch die Rats brachten die Scheibe nicht im Tor unter.
Einen denkbar schlechten Start verbuchte man im letzten Drittel. Über Außen setzte sich der schnelle Murray relativ problemlos durch, im anschließenden Alleingang wurde der Torschütze gehakt und die Scheibe rutsche unkontrolliert zum 3:2 an Morczinietz vorbei (45.). Der Treffer gab den Gastgebern Auftrieb und erstmals konnten sich die Mighty Dogs mit zwei Treffern absetzen. Die Scheibe lag frei neben dem Kasten, Murray reagierte am schnellsten und erzielte im Nachstochern das 4:2 (47.). Der ESC war nun etwas von der Rolle und brauchte ein bisschen Zeit um sich wieder zu sammeln. Doch bei allem Negativen kann man dieser Mannschaft eines nicht vorwerfen: fehlenden Kampfgeist. Knappe fünf Minuten vor Schluss brachte Stefano Rizzos Tor neue Hoffnung, der Außenstürmer traf per Direktschuss zum 4:3 (55.). Trotz minutenlangen Dauerdruck, wollte kein weiteres Tor mehr fallen und die Rats standen am Ende wieder ohne Punkte da.
Fazit: 5. Spiel, 5. Niederlage, 4. Niederlage mit einem Treffer Unterschied. 43 zu 27 Torschüsse für den ESC, es ist zum ausrasten. Schweinfurt war schlagbar, aber in den entscheidenden Momenten will es einfach noch nicht klappen. Sebastian Wanner könnte eigentlich ein Tonband aufnehmen und dieses
bei jeder Pressekonferenz abspielen, bisher wiederholen sich die Ereignisse immer und immer wieder. So ähnlich wie ein Film in Dauerschleife, nur im Fall der Rats momentan wohl eher ein Gruselfilm.
18.10.2019 ERV Schweinfurt – ESC Geretsried 4:3 (0:1/2:1/2:1)
Tore: M. Köhler (2), S. Rizzo Vorlagen: Strobl (2), Merl (2), May, Reiter Strafen: ERV 14 Min. / ESC 10 Min. Zuschauer: 505 |