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EHC-Coach Zerwesz: Im nächsten Jahr wieder angreifen
29.04.2015 - 15:27 - Vereine - EHC Waldkraiburg - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: Michael Gößl
 
Es war sein erstes Jahr als Trainer einer Herren-Mannschaft im Eishockey und der dreimalige deutsche Meister mit der Düsseldorfer EG (1991-1993) setzte gleich ein Ausrufezeichen. Die „Löwen" von Rainer Zerwesz dominierten die Bayernliga-Vorrunde mit 22 Siegen in 24 Spielen, nach einer ähnlich erfolgreichen Zwischenrunde überstand man den Nervenkrieg im Playoff-Viertelfinale gegen den ESC Dorfen und scheiterte im Semifinale erst im letzten, entscheidenden Spiel am späteren Meister EV Lindau. Im Interview spricht der Löwen-Chef über die letzte Saison, gibt einen tiefen Einblick in sein Seelenleben, erklärt, warum er auch im nächsten Jahr an der Bande der „Löwen" steht und formuliert erste Ziele für die Spielzeit 2015/ 2016.
Rainer Zerwesz, vor über sechs Wochen fand der Erfolgsritt der „Löwen" im Halbfinale ein bitteres Ende. Mit welchen Gefühlen blicken Sie inzwischen auf die letzte Saison zurück?
Zerwesz: Mit sehr, sehr guten. Wir haben sicherlich mehr erreicht, als vor der Saison alle gedacht hätten. Wir haben in Waldkraiburg wirklich eine Euphorie ausgelöst und damit war ich sehr zufrieden- auch mit der Zuschauerentwicklung. Natürlich war das Ausscheiden bitter, trotzdem muss man sagen, dass es eine tolle Saison von uns war. Auch der Gang der jungen Spieler hat mich erfreut, sie haben sich toll entwickelt und Akzente gesetzt- darum hoffe ich, dass wir im nächsten Jahr wieder angreifen können.
Was hat ihrer Meinung nach den Ausschlag gegeben, dass es am Ende nichts wurde, mit dem Einzug ins Endspiel?
Zerwesz: Lindau war an diesem Wochenende sicher einen Tick besser als wir und auch etwas routinierter- sie haben einfach sehr gute Einzelspieler. Für mich war es daher auch keine Überraschung, dass sie am Ende ganz vorne gelandet sind. Es war eher überraschend, dass sie nicht die gesamte Saison ganz oben dabei waren. Wir hätten sie zwar vielleicht trotzdem schlagen können an diesem Wochenende, aber es hat leider eben nicht ganz gereicht und darum sind sie auch als verdienter Sieger ins Finale eingezogen.
Die #MissionO also, auch wenn sie nicht in der Oberliga endete, ein Erfolg?
Zerwesz: Mit der Aktion #MissionO sollte ja nicht erklärt werden, dass man unbedingt, auf Teufel komm raus in die Oberliga will und muss. Wir haben eine sehr dominante Vor- und Zwischenrunde gespielt, mit der wir selbst wirklich nicht gerechnet hatten. Und dann eben gesagt, dass wenn es so kommt, wir diesen großen Schritt wohl auch wagen würden. Wer uns da Arroganz unterstellt hat, hat die Aktion einfach nicht verstanden: Die MissionO war in erster Linie eine tolle Marketing-Aktion, bei der die Fans aktiv ins Boot geholt wurden und die die Euphorie noch weiter gesteigert hat. Einen speziellen Druck hatte das Team deshalb nicht- der war durch die Erfolge sowieso da. Wir mussten ja wie gesagt nicht, wir hätten gewollt und gekonnt- anders als andere Teams vielleicht.
Es war Ihr erstes Jahr als Trainer einer Senioren-Truppe, wie haben Sie persönlich die letzte Spielzeit erlebt? Das muss einen doch mächtig stolz machen?
Zerwesz: Das ist richtig. Auch mit der Auszeichnung zum besten Trainer der Liga- das hat mich schon sehr gefreut, selbst wenn auch ich mich als Trainer natürlich noch weiterentwickeln muss. Denn es ist schon etwas anderes, ob man im Nachwuchs oder eine erste Mannschaft trainiert. Aber im Allgemeinen war es ein gutes und lehrreiches Jahr, aus diesem Grund habe ich mich auch dazu entschlossen, weiterzumachen.
Was war hart für Sie und was mussten Sie vielleicht erst lernen? Was waren die speziellen Herausforderungen?
Zerwesz: Man muss als erstes mit dem Druck umgehen, denn das ist ein ganz anderer, als im Nachwuchsbereich und selbst macht man sich ja auch noch mal Druck. Da muss man aber trotzdem klare Gedanken haben und die richtigen Entscheidungen treffen. Der Druck war für mich wie ich sagen würde die größte Herausforderung.
Macht man da einen Prozess durch und wird im Laufe des Jahres entspannter?
Zerwesz: Bei den ersten Spielen war ich natürlich schon deutlich nervöser als etwas später. In der entscheidenden Phase steigert sich das dann aber wieder, also in den Playoffs- da hatten wir ja im Viertelfinale eine sehr emotionale Serie gegen Dorfen. Aber durch den Erfolg wurde das in der Saison schon leichter. Für uns war wichtig, dass wir gesehen haben, dass wir gut mitspielen können und das hat gezeigt, dass wir viele Entscheidungen getroffen haben, die richtig waren.
Auf der Saisonabschlussfeier haben Sie unter tosendem Applaus bekannt gegeben, noch ein weiteres Jahr an der Bande des EHC Waldkraiburg als Trainer zu fungieren. Was waren die Gründe für diese Zusage?
Zerwesz: Für mich war sehr schnell klar, dass ich weitermache, denn es hat mir einfach sehr viel Spaß gemacht mit dieser Mannschaft. Die Jungs haben vom ersten bis zum letzten Spiel alles gegeben und nie aufgegeben. Darum mache ich natürlich sehr gerne weiter.
Wie sieht es jetzt mit dem aktuellen Kader aus? Nach der Saison ist ja bekanntlich vor der Saison..
Zerwesz: Die Planungen laufen schon länger auf Hochtouren und man kann jetzt schon sagen, dass sich das Grundgerüst der Mannschaft nicht groß verändern wird. Details müssen jetzt noch geklärt werden, aber ein Großteil des Teams wird ganz sicher wieder in Waldkraiburg zu sehen sein.
Das Team soll also im Großteil gehalten werden- allzu schlecht sollten die „Löwen" im kommenden Jahr also auch nicht sein, oder?
Zerwesz: Unser Ziel ist es natürlich, die Euphorie, die wir im letzten Jahr in Waldkraiburg entfacht haben, fortzusetzen. Es wird wieder attraktive Spiele zu sehen geben und ein Team, mit dem sich auch die Fans voll identifizieren können. Wir wollen wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft haben und das wird auch sicherlich der Fall sein. Wir wollen mit dem gleichen Ehrgeiz in die neue Saison gehen und angreifen!
 
 
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