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EHC steht vor Aufstieg in Drittklassigkeit
06.04.2006 - 11:48 - Vereine - EHC Waldkraiburg - veröffentlicht von Paolo Del Grosso - Verfasser: Andreas Bahner
 
Die Saison in der Eishockey- Bayernliga ist gerade einmal seit zwei Wochen vorbei, jetzt jedoch geht die Planung für die Verantwortlichen des Clubs so richtig los.
Hatten die Löwen im Finale um die Bayerische Meisterschaft in zwei Spielen gegen den Höchstadter EC den Kürzeren gezogen, so gehen sie dennoch als sportlicher Aufsteiger aus der Saison. Grund hierfür ist neben der herausragenden Saison der Löwen, die nach der Hauptrunde auf dem zweiten Rang des Tableaus standen und es in den Playoffs bis ins Finale schafften, vor allem der Aufstiegsverzicht der Mittelfranken. Diese hatten schon Weihnachten erklärt, dass sie unter keinen Umständen in den ESBG- Bereich aufsteigen wollten, zu viel negative Erfahrung hatte man in Höchstadt mit der Oberligastruktur gesammelt.
Ähnlich ging man das Playoff in Waldkraiburg an. Zwar nicht ganz so strikt, aber unter einem eingeschränkten Aufstiegsverzicht absolvierten die Innstädter ihre Partien. Die Verantwortlichen des EHC stellten heraus, dass eine deutschlandweit voll verzahnte eingleisige Oberliga für den Traditionsverein schon allein finanziell nicht in Frage käme.
Das Finale zwischen Höchstadt und Waldkraiburg sah zwar die zwei besten Mannschaften der Bayernliga, eine rechte Spannung aber wollte nicht aufkommen. In der Tat: Es ging eigentlich um nichts. Einer gewinnt und darf sich bayerischer Meister nennen, eine honorable Auszeichnung freilich, der andere, in diesem Fall die Löwen, darf selbst im Fall einer Niederlage noch in die Oberliga aufsteigen.
Nunmehr aber ist die Spannungslosigkeit ganz abrupt vorbei. Drittklassigkeit ist für den EHC Waldkraiburg ein ganz aktuelles Thema, und der Grund hierfür ist die neue Struktur, mit denen die ESBG- Verantwortlichen, welche die Ligenverwaltung in Oberliga und 2. Bundesliga innehaben, hausieren gehen.
Zu viel „Kuddelmuddel“ habe es gegeben, zu viele Aufstiegsverzichte, denn niemand wollte oder konnte in eine eingleisige Oberliga aufsteigen, ferner musste das Projekt mit dem zurückgezogenen ESV Bayreuth sowie den insolventen Stuttgart Wizards und den Roten Teufeln Bad Nauheim drei Opfer in nur einer Spielzeit beklagen.
Die Idee einer Regionalliga Süd wurde nunmehr endgültig mangels Mannschaften begraben, aber auch eine deutschlandweite eingleisige Oberliga soll es künftig nicht mehr geben. So trafen sich ESBG und Landesverbände, vorrangig der bayerische BEV, zu Strukturgesprächen. Schon ab der anlaufenden Saison soll nämlich ein ganz neues Modell installiert werden: eine Oberliga, welche sich in drei regionale Gruppen mit je fünf bis sieben Mannschaften aufteilt. Gegen die Gegner seiner Gruppe spielt jedes Team eine Doppelrunde, alle anderen Teams werden nur einmal besucht. Das bedeutet zwar noch immer weite Auswärtsfahrten, aber nur noch einmal pro Saison, finanziell lukrativer und vor allem auch für einen kleineren Verein machbar. Das Konzept soll „mittel- bis langfristig“ bleiben und alle zufrieden stellen. Der Aufstieg in die Oberliga muss wieder ein Anreiz werden, erkannten die Verantwortlichen der ESBG die Zeichen der Zeit richtig.
Wie sieht es nun aber mit dem EHC Waldkraiburg aus? Als sportlicher Aufsteiger aus der Bayernliga kommt die Oberliga in Frage; wird sie in drei regionalen Gruppen durchgeführt, so ist der Aufstieg der Löwen wohl sogar schon beschlossen. Hierauf nämlich erstreckte sich der Aufstiegsverzicht nicht. „Es ist sehr schwer zu planen, weil wir nicht genau wissen, in welcher Liga wir letztendlich landen“, resümiert Pressesprecher Heinz Vetter die Situation. Er gibt jedoch das Okay: in eine dreigeteilte Oberliga steigen die Löwen auf, immerhin bietet sie „sehr attraktive Gegner“ wie unter anderem Miesbach, Klostersee, Rosenheim, eventuell gar Bad Tölz könnte nächste Saison in Waldkraiburg vorstellig werden. „Alles fällt natürlich unter den Aspekt des Finanzierbaren“, zeigen sich Vetter und seine Vorstandskollegen auf Sicherheit bedacht. „Wir hoffen, noch gute Sponsoren für eine Oberliga zu finden und wünschen uns noch stärkeres Zuschauerinteresse“. Was in den Playoffs in der Löwenarena an Atmosphäre geboten war, war atemberaubend – diesen Zuschauerstrom wünschen sich die Verantwortlichen von Beginn an, der Mannschaft und ihrer tollen Leistung angemessen.
Ganz ausgereift indes scheint die Oberligaplanung noch nicht zu sein, Waldkraiburg erbat sich in einem Gespräch mit den ESBG- Verantwortlichen daher schnellstmöglich Aufklärung, um Planungssicherheit zu haben. Schon jetzt aber geht der Gerüstbau in Waldkraiburg los. Gespräche mit Chefcoach Klaus Feistl sowie der gesamten Vizemeistermannschaft, von denen kein einziger Spieler Abwanderungswillen zeigt, finden in den kommenden Wochen statt. Ferner wird das Team gezielt verstärkt. „Wir wollen eine weit überdurchschnittlich starke Bayernligamannschaft zusammenstellen und unser Hauptaugenmerk auf eine felsenfeste Defensive legen“, so Vetter, im Fall des Aufstiegs würde diese noch durch ausländische Spieler verstärkt werden. So hofft man, eine schlagkräftige Mannschaft in eine Oberliga schicken zu können, bei der mit entsprechenden Sponsoren und dem euphorisierten Waldkraiburger Eishockeypublikum eine neue Liga bewerkstelligt werden kann. Finanzielle Sicherheit geht vor bei den Löwen, doch das Unternehmen Drittklassigkeit ist näher als je zuvor.
 
 
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