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Löwen landen den ersten Coup- Elvis Beslagic wird Trainer beim EHC Waldkraiburg
08.05.2012 - 19:11 - Vereine - EHC Waldkraiburg - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: Michael Gößl
 
Wo er ist, ist Erfolg, könnte man sagen. Neun Mal nahm er mit Jugoslawien und dann Slowenien an Weltmeisterschaften teil. Fünf Mal wurde er Meister in Slowenien: drei Mal mit dem HK Jesenice, zwei Mal mit Olimpija Ljubljana. In der 2.Bundesliga feierte er 2007 mit den Grizzly Adams Wolfsburg die Meisterschaft, insgesamt absolvierte er 310 Zweitligaspiele. Er stand für Iserlohn, Bietigheim, Wolfsburg, Bremerhaven, Essen und den EHC München auf dem Eis, bei dem er 2009 seine Profikarriere beendete. Nach zwei Jahren in Pfaffenhofen (41 Spiele, 70 Scorerpunkte) wurde er Spielertrainer beim EV Moosburg, mit dem er nach 26 Siegen und 310:57 Toren in 26 Spielen die Landesligameisterschaft und den Bayernligaaufstieg feiern konnte. Ab sofort trainiert Elvis Beslagic den EHC Waldkraiburg. Im Interview spricht der verheiratete 38-Jährige, der Nachwuchs geplant hat und hofft, auch dort bald „punkten zu können" über seinen Weg zu den „Löwen", die Ziele und den aktuellen Stand der Planungen.

Herr Beslagic, herzlich willkommen beim EHC Waldkraiburg! Wie kam der Kontakt zu den „Löwen" zu Stande?

Ja, vielen Dank, ich freue mich auf die Aufgabe! Für mich war klar, dass ich mich hundertprozentig auf den Trainerjob hier konzentrieren möchte; darum habe ich ganz offiziell meine Bewerbung an den Vorstand vom EHC geschickt. Dann ist alles ziemlich schnell gegangen: wir haben uns getroffen und unterhalten, die Chemie hat gepasst und jetzt freue ich mich auf die Saison!

Was reizt Sie an der Aufgabe, nach dem Aufstieg mit dem EV Moosburg in die Bayernliga, jetzt Trainer des EHC Waldkraiburg zu sein?

Ich verfolge natürlich ständig, was im Eishockey passiert. Spielertrainer ist eine schwierige Sache, denn man kann beides nicht so richtig machen. Vor meinem Job in Moosburg habe ich mal ein paar Wochen in Landsberg trainiert und gemerkt, wie sehr mir das Spaß macht und dass man jeden Spieler immer einen Tick besser machen kann. Waldkraiburg kenne ich natürlich, weil ich mit Pfaffenhofen selber schon gegen sie gespielt habe. Was mich beim EHC besonders reizt, ist die Tatsache, dass sehr viele einheimische Spieler da sind und es auch einen großen Nachwuchs gibt. Das finde ich vorbildlich! Das Potential zum arbeiten ist also da und das ist für mich das Wichtigste!

Welche Ziele haben Sie sich für die Saison 2012/2013 gesteckt?

In Absprache mit dem Vorstand lautet unser erstes Ziel auf jeden Fall, dass wir einen gute Saison spielen und versuchen wollen unter die ersten Acht zu kommen. Der Vorstand will das, ich will das und die Spieler sicherlich auch! Für mich persönlich als Trainer will ich als erstes eine Mannschaft formen, in der jeder das gleiche denkt und ein System spielen, das auch die Zuschauer draußen erkennen können. Das zweite ist, dass jeder Spieler, vom zweiten Torwart über die Verteidiger bis zu den Stürmern, von diesem System profitiert und ich nach der Saison erkennen kann, dass sich jeder Spieler verbessert hat.

Kennen Sie die aktuelle Mannschaft?

Natürlich kenne ich fast alle Spieler recht gut, außerdem habe ich mich noch anderweitig erkundigt. Wir haben zahlreiche junge Spieler mit viel Potential um das System, das ich spielen möchte, auch gut umzusetzen. Natürlich wird das zwar noch ein wenig dauern, bis alle das System verinnerlicht haben, aber wir haben ja noch etwas Zeit. Wir wissen aber, dass wir uns in der Verteidigung noch verstärken müssen, um stabiler zu stehen. Ich mache mir aber auf jeden Fall keine Sorgen, dass die Jungs Spaß haben werden! Wenn wir dann auch immer das umsetzen, was wir uns vornehmen, können wir unsere Ziele sicher erreichen!

Offiziell ist der EHC Waldkraiburg zwar sportlich abgestiegen- durch die Aufstiege von Schweinfurt und Weiden besteht die Bayernliga aber bisher nur aus 14 Mannschaften...

Sportlich hat die Bayernliga mit 16 Mannschaften super funktioniert, also wüsste ich nicht, warum sie jetzt mit 14 Mannschaften starten sollte. Ich gehe zu 99,9% davon aus, dass wir wieder Bayernliga spielen.

Außerdem sehen das ja auch die Durchführungsbestimmungen des Bayerischen Eissport Verbandes so vor, dass im Falle zweier Aufsteiger, die restlichen Plätze mit den sportlichen Absteigern aufgefüllt werden. Für den EHC Waldkraiburg und die EA Schongau dürfte es damit in der Bayernliga weitergehen. Für Sie ist die Bayernliga aber Voraussetzung?

Ich gehe wie gesagt davon aus, dass wir in der Bayernliga bleiben. Ich finde ohnehin, dass sich in der Landesliga etwas ändern muss. Im letzten Jahr hatten wir in unserer Gruppe zwei, vielleicht drei gleichwertige Mannschaften- aber wem bringt es etwas, wenn die Spiele 20, 30 oder 15:1 enden. Das macht keinem wirklich Spaß und die jungen Spieler, die sich entwickeln wollen? Was haben sie davon wenn sie jede Woche so eine Klatsche bekommen? Da kann man nicht viel lernen. In der Bayernliga finde ich es super, dass es die Vereine, die schon länger hoch in die Oberliga wollten, jetzt geschafft haben. Damit wird die Liga aber noch stärker und auch für die Zuschauer noch interessanter. Sie ist ausgeglichener, macht Spaß und du musst in jedem Spiel 100 Prozent geben, weil jeder gegen jeden gewinnen kann.

Was steht in den kommenden Wochen für Sie an?

Am 1.6. beginnt das Sommertraining, das ich im Augenblick schon vorbereite. In den nächsten Tagen will ich mich mit den Spielern treffen, damit wir uns auch persönlich kennen lernen und wir die ersten Gespräche für die kommende Saison führen können. Außerdem wollen wir natürlich weiter daran arbeiten, uns schon jetzt auf den angesprochenen Positionen zu verstärken.

Inwieweit helfen Ihnen dabei Ihre persönlichen Kontakte?

Klar habe ich noch direkten Kontakt zu einigen Jungs, da muss man jetzt aber erst sehen, wie sich das entwickelt. Mit dem Vorstand bin ich auf jeden Fall voll auf einer Wellenlänge und wir sind uns einig, dass wir als Verstärkungen in der Defensive nicht irgendwelche Mitläufer brauchen, sondern dass mit den neuen Spielern von hinten richtig Dampf kommt!

Wie soll der EHC Waldkraiburg im kommenden Winter spielen?

Ich will immer ein ziemlich aggressives System spielen. In der Bayernliga spielen die meisten Vereine mittlerweile oft nur noch mit eineinhalb, zwei Reihen. Wenn wir es aber schaffen, mit drei oder vier Reihen zu kommen und sich die Verteidiger auch immer wieder nach vorne einschalten, können wir erfolgreich sein. Das ist modernes Eishockey. Natürlich hängt viel vom Training ab aber wir brauchen noch Jungs, die die Fähigkeit haben, den richtigen Pass zu spielen und auch von der blauen Linie für Gefahr zu sorgen.

Mit Jan Loboda haben die „Löwen" seit zwei Jahren einen Spieler, der oft von der blauen Linie für Gefahr sorgt. Einige Oberligisten haben das inzwischen gemerkt und sind an ihm interessiert, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Wie sehr würde es Sie als gebürtigen Slowenen freuen, mit einem Landsmann zusammenzuarbeiten?

Ich kenne Jan und weiß, was er kann. Ich weiß aber auch, was ich noch aus ihm rausholen kann. Bisher hat er viele Spiele gezeigt, in denen er Top war, dann aber auch ein paar, in denen die Leistung etwas nach unten ging. Mein Ziel ist es, auch bei ihm über 30 Spiele Konstanz reinzukriegen. Einen Spieler wie ihn brauchen wir aber auf jedem Fall: Er ist jetzt seit zwei Jahren da, kennt Umfeld und Liga und ist einer der Führungsspieler. Einen neuen Kontingentspieler zu finden, ist nicht immer leicht.

In Moosburg waren Sie Spielertrainer- besteht die Möglichkeit, dass Sie auch einmal im Trikot des EHC Waldkraiburg auflaufen?

Ich habe zum Vorstand gesagt, dass ich, wenn Not am Mann wäre, schon mal einspringen würde. Aber das sehe ich nicht als meine Aufgabe. In der Landesliga ging es als Spielertrainer einigermaßen gerade noch. Aber in der Bayernliga brauchst du ständig einen Mann auf der Bank, der weiß was er tut und auf die verschiedenen Situationen reagiert. Wenn du da aber als Spielertrainer 30 Minuten auf dem Eis stehst, geht das nicht. Darum bin ich froh, dass ich meine Erfahrungen als Spieler jetzt als Trainer weitergeben kann. Ich weiß, was man tun muss, um Erfolg zu haben und ich will, dass jeder, ob Spieler oder Fans, auch davon profitieren.


Was treiben Sie neben dem Eishockey?

Ich mache gerade mein Diplom als Gesundheitstrainer, was sich hervorragend mit dem Sommertraining ergänzt. Außerdem habe ich zuvor Sportmanagement studiert und arbeite bei einer Firma im Sportmarketing. Privat bin ich verheiratet und Kinder sind gerade in Planung. Ich hoffe, dass ich nicht nur auf dem Eis Tore schießen kann, sondern dass ich auch da bald punkten kann!

Vielen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche Saison!

 
 
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