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Ziele sind gesteckt mit den jungen Wilden! |
Trainer Melcher im Interview |
17.08.2014 - 11:03 - BLL - Landesligen - Allgemein - veröffentlicht
von Norman Flaake - Verfasser: Matthias Bschorr |
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Herr Melcher. Die neue Eishockey Landesliga Süd/West startet in diesem Winter mit 14 Mannschaften, darunter der Landkreisrivale EHC Königsbrunn, einige etablierte Vereine und der Newcomer SC Reichersbeuren. Gibt es da für den Trainer der Ersten Mannschaft des EV Fürstenfeldbruck schon ein ganz persönliches Ziel, das anvisiert wird? Ein Platz im Mittelfeld ist das klare Ziel. Im Gegensatz zur letzten Saison möchten wir die Spannung so lange wie möglich hoch halten, nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun haben und im gesunden Mittelfeld eine gute Rolle spielen. Jedes Ziel darüber hinaus wäre im Moment vermessen. Wenn man sich die Liga anschaut, welche Mannschaften könnten Ihnen als Trainer dieses Ziel „Mittelfeld" streitig machen? Da gibt es viele. In der Konstellation der Liga wird sich nicht mehr viel ändern. Letztlich liegen viele Mannschaften mehr als eng beieinander, wenn man die Tabelle der letzten Saison betrachtet. Ich sehe derzeit keine Mannschaft, die schon vor Beginn der Saison abgeschlagen ist oder ganz klar favorisiert werden kann. Es wird ein brutales Hauen und Stechen und es gibt sicherlich fünf bis sechs Mannschaften, die mit uns „um die Mitte" spielen. Unsere Konkurrenten haben sich durch die Bank gut verstärkt und aufgerüstet. Das wird eben eine knallharte Saison. Unser großes Ziel ist und bleibt, dass wir den Verbleib in der Liga nicht so spannend machen wollen, wie in der letzten Saison. Dazu bauen wir auf unsere Heimstärke und die Unterstützung unserer Zuschauer. Die brauchen wir dringend. Wenn Sie davon sprechen, dass die Konkurrenz sich verstärkt hat, wie bewerten Sie den eigenen Kader für diese Spielzeit? Auch beim EVF hat sich ja etwas getan hinsichtlich der Verstärkung der Mannschaft. In der Mannschaftszusammenstellung haben wir inzwischen eine gewisse Tiefe erreicht, die mich hoffen lässt, dass wir die Abgänge wichtiger Spieler der letzten Saison verkraften können. Die Spieler, die nun wieder nach Fürstenfeldbruck zurückkehren (Andreas Dietrich, Felix Hartig, Nico Charmak, Dennis Berger) und auch mit offenen Armen empfangen werden, sorgen für eine Dichte im Kader, die wir dringend benötigen, um unsere Ziele zu erreichen. Wichtig ist dabei, dass einzelne Ausfälle im Verlauf der Saison keine riesigen Löcher reißen dürfen und ich denke, wir sind da gut aufgestellt, obwohl gerade die „Rückkehrer" im Seniorenbereich unerfahren sind. Ich mag eine solche „Junge-Wilden-Truppe" gepaart mit unseren erfahrenen Spielern. Das ist eine gute Mischung! Ich bin von diesem Team überzeugt. Welcher Spieler ist für Sie der sogenannte „verlängerte Arm des Trainers" auf dem Eis und wer hat das größte Zukunftspotenzial? Von den jungen Spielern erwarte ich mir von einem Andreas Kilian, der sich seit drei Jahren im Seniorenbereich kontinuierlich verbessert, einen weiteren Schritt nach vorne. Tobias Steinbrecher wird jetzt so richtig in der Ersten ankommen und ich verspreche mir viel von ihm. Philipp Brunenberg hat zwar eine ganze Saison nicht gespielt, aber er bringt so viel mit, dass er richtiges „Leithammelpotenzial" für die Zukunft hat. Die erfahrenen Spieler unseres Kaders halten das Team zusammen und ich kann mich da auf meine Führungsspieler verlassen. Es gibt da eigentlich keinen verlängerten Arm von mir auf dem Eis. Unser Kapitän Sebastian Ehemann, der in allen Richtungen voran geht zeigt in jedem Bereich, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Aber mit Sven Mönch und Markus Pasterny ist er auch von Spielern umgeben, die ihn da perfekt unterstützen. Wenn man Sie während des Spiels an der Bande beobachtet, sind Sie die Ruhe selbst. Was muss passieren, damit ein Stefan Melcher über die Bande hüpft? Da muss schon ganz viel passieren. Wie es in mir ausschaut, das wird man von außen nicht sehen und es bringt der Mannschaft nichts, wenn ich aus der Hose springe. Vielleicht strahle ich diese Ruhe an der Bande aus, in der Kabine sieht das dann in den Drittelpausen schon anders aus. Aber das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Spüren Sie als Trainer des EVF in dieser Saison Druck? Den größten Druck mache ich mir immer selbst. Da braucht es keinen Verein und kein Umfeld. Es schafft auch niemand, mehr Druck aufzubauen, als denjenigen den ich mir selbst mache. Eine Saison, wie die letzte nagt an mir persönlich und ich habe da für mich selbst noch eine Scharte auszuwetzen. Wie entspannt sich Stefan Melcher privat? Gibt es ein Hobby zum Ausgleich? Mein Hobby ist Eishockey. Ich schaue mir während der Saison alle Nachwuchsmannschaften an und das gibt mir sehr viel. Das lässt sich alles recht einfach auflisten: Familie, Beruf und Eishockey. Wie sieht es in diesem Jahr mit den Doppellizenzen aus, also mit Spielern, die aus dem Kreis der U 24 noch in die Erste aufrücken können und somit in zwei Mannschaften des EVF spielberechtigt wären? Das ist ja das Schöne beim EVF. Wir haben die Rahmenbedingung geschaffen, keine Spieler wegschicken zu müssen, die aus dem Juniorenbereich rausgewachsen sind, aber noch nicht ganz in die Erste Mannschaft passen. Die gemeldete U 24 ist vor diesem Hintergrund absolut Gold wert. Hierfür bin ich dem Verein mehr als dankbar. Es wird Doppellizenzen geben, aber eine Entscheidung darüber werde ich jetzt noch nicht fällen. Das ist zu diesem Zeitpunkt der Saisonvorbereitung zu früh. Jeder hat die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln - in jede Richtung. Sowohl von der Ersten in die U 24, als auch umgekehrt! (lacht) Sie haben die Heimstärke der Mannschaft angesprochen. Dazu gehört mit Sicherheit die Unterstützung der Zuschauer. Ist die im Gegensatz zur letzten Saison auch noch ausbaufähig? Das ist kein leichtes Thema. Traditionell sind unsere Zuschauer recht verhalten. Es wäre schön, wenn die Anfeuerung der Mannschaft etwas früher und intensiver erfolgen würde. Da sehe ich allerdings uns als Team in der Pflicht. Wir müssen die Vorleistung erbringen, um die Zuschauer durch unsere Leistung anstecken zu können. Unser Einsatz muss stimmen und dann wäre es ein Traum, sich langsam eine kleine Fangemeinde aufbauen zu können, die vielleicht mehr als nur Zuschauer für die Mannschaft sein könnte. Wir brauchen Stimmung im Stadion. Man glaubt kaum, wie sehr das unten auf dem Eis ankommt. Und gerade in unserem Stadion merkt man bei Wind, Wetter oder eisigen Temperaturen schon, dass die Stimmung nicht da ist, wenn nur eine Handvoll Zuschauer den Weg ins Stadion findet. Aber ich wiederhole: Wir sind da in der Vorleistung! Und dann hoffen wir in unseren Fans den siebten Feldspieler zu haben, der uns nach vorne bringt! Wenn Sie in einem Profi-Verein finanziell aus dem Vollen schöpfen könnten, wie würden Sie in eine Eishockey-Mannschaft investieren? Stars oder Mannschaftsspieler? Wie sieht die Philosophie in dieser Hinsicht aus? Wenn man Trainer einer Profimannschaft ist, dann kann man sich eine Mannschaft nach der Spielphilosophie oder Taktik zusammenstellen, die man auf dem Eis umsetzen möchte. Im reinen Amateurbereich sind wir auf besondere Spieler mit ihren persönlichen Hintergründen aus Familie und Beruf angewiesen, die ihren Sport aus reiner Leidenschaft betreiben. Wenn ich frei investieren könnte, würde ich nur einen Top-Spieler verpflichten, der charakterlich in meine Mannschaft passt. Ansonsten würde ich immer versuchen, mir einen Kader aus eigenen Team-Spielern aufbauen und daraus etwas zu formen. Wenn man ihre Trainerlaufbahn verfolgt, dann fällt auf, dass Sie sich immer wieder besonders um Spieler kümmern, die mal nicht so zum Zug kommen, oder kleine Krisen durchleben. Gibt es im Verein jemanden, der sich in solchen Situationen um den Trainer Stefan Melcher kümmert? Fühlen Sie sich persönlich gut aufgehoben beim EVF? Grundsätzlich steht man als Trainer natürlich immer alleine da, wenn es mal nicht läuft. Eine bessere Unterstützung, als die jetzige durch den Vorstand kann ich mir nicht vorstellen. Das passt perfekt und da wird auch kein zusätzlicher Druck erzeugt. Aber eine große Lehre meines Trainerlebens stammt von einem leider verstorbenen guten Trainerfreund, der mit folgenden Satz mit auf den Weg gegeben hat: „Gewinnen tut die Mannschaft, Verlieren der Trainer!" Und da ist was dran. Wenn sie sich selbst charakterisieren. Was ist Ihre größte Stärke in Bezug aufs Eishockey und natürlich kommt auch die Frage nach der größten Schwäche! Nie aufgeben! Das ist wohl meine Stärke. Und Schwächen werden hier nicht verraten. Vielleicht lesen ja auch unsere Konkurrenten dieses Interview! Das Gespräch führte Arndt Stroscher (Pressesprecher EV Fürstenfeldbruck)
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