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Trotz des sportlichen Höhenflugs drücken den frischgebackenen Meister Höchstadter finanzielle Sorgen
Katerstimmung beim Titelträger
28.03.2006 - 10:08 - Vereine - Höchstadter EC - veröffentlicht von Paolo Del Grosso - Verfasser: Michael Memmel - Quelle: Fränkischer Tag
 
Höchstadt „So wenig Lust weiterzumachen hatte ich noch nie.“ Drei Tage nach dem ausgiebig gefeierten Titelgewinn in der Eishockey-Bayernliga ist das ein erstaunlicher Satz vom Präsidenten des Höchstadter EC, Axel Rogner. Der sportliche Erfolg ist natürlich nicht der Grund, sondern die finanzielle Situation: Den bayerischen Meister drücken immer noch die Schulden aus der Oberliga-Vergangenheit, die in den letzten Wochen zu einigen Liquiditätsproblemen geführt haben. Die kurzfristige Forderung von 24 000 Euro durch die Krankenkasse sowie ein paar zahlungsunwillige Partner haben den Verein in akute Nöte gebracht, aus der er sich nur durch Privatgelder – hauptsächlich aus der Schatulle des HEC-Bosses – befreien konnte. „Damit ist es aber jetzt vorbei“, kündigt Rogner an, der nach seinem Geschmack schon zu oft die Löcher des Clubs gestopft hat.
Die Mannschaft bleibt von dieser Misere nicht unberührt. In den vergangenen zwei Monaten hat der HEC nur die Hälfte der Spielergehälter gezahlt, die insgesamt rund 13 000 Euro pro Monat betragen. Das frühzeitige Meisterstück nach nur zwei Spielen war für die Alligators insofern Gift, weil ihnen dadurch mögliche Einnahmen von 7000 Euro in einem dritten Finalspiel am Sonntag durch die Lappen gegangen sind. Die Cracks um Kapitän Thomas Schmidhuber haben sich also mit dem 4:2-Sieg am Freitag in Waldkraiburg die schnelle Auszahlung eines weiteren halben Monatsgehalts verbaut.

Axel Rogner ist dennoch zuversichtlich, die Saison vernünftig abzuwickeln. Nach dem Abschlussfest (am 8. April im Brauhaus Höchstadt) und der Trikotversteigerung will er Bilanz ziehen und für „mich persönlich eine Entscheidung treffen“. Bis dahin wird es wohl auch keine Vertragsverhandlungen mit den Spielern geben. Für die nächste Saison sieht der Höchstadter Macher zwei Alternativen. Die erste ist Weitermachen wie bisher, „doch ob sich das rechnet bei den Zuschauern, die wir in den Play-offs hatten“, überlegt Rogner und rechnet vor, dass die im Saisonschnitt 600 Fans gerade einmal Einnahmen von 36 000 Euro gebracht haben – zu wenig angesichts der hohen Ausgaben und der sportlichen Leistungen.

„Wir waren eigentlich zu stark für die Liga“Die andere Möglichkeit sei, die langfristigen Werbeverträge zu benutzen, um die Altlasten weitgehend zu tilgen. Dann bleibe aber nur wenig Geld für die Mannschaft übrig, die allerdings für Rogner sowieso eine Nummer zu groß für die Bayernliga ist: „Wir kannten vor der Saison die Klasse nicht. Jetzt muss man sagen: Wir waren eigentlich zu stark und haben unsere Ziele weit überschritten. Vor Rundenbeginn wollten wir ja nicht Erster werden.“ Einen Schnellschuss bei der künftigen Ausrichtung werde er aber nicht abfeuern, zumal es auch manchmal positive Überraschungen gibt – etwa wie die von Bürgermeister Gerald Brehm am Sonntag in Aussicht gestellte Finanzspritze von 5000 Euro. Rogner: „Ich werde abwarten, was letztlich unter dem Strich rauskommt.“

 
 
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