News
Interview mit Jörg Schobert
„Es macht einfach Spaß zuzuschauen“
22.12.2011 - 23:54 - Vereine - Höchstadter EC - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: Martin Steinau
 

Pünktlich zum Jahreswechsel ist die Hälfte der Landesligasaison 2011/12 für die Alligators vorbei. Die Bilanz lässt sich mit 11 Siegen aus 12 Begegnungen mehr als sehen. Schließlich wurde die einzige Niederlage gegen die überragende Mannschaft des EV Moosburg eingefahren, dem man sich knapp und etwas unglücklich bereits im ersten Saisonspiel geschlagen geben musste. Grund für die Erfolgsbilanz der Alligators nach dem Abstieg aus der Bayernliga ist die neue Mannschaftsstruktur, in der es zwar einen Anführer, nämlich den Spielertrainer Daniel Jun, gibt, aber sich alle in ein geschlossenes, eingeschworenes Teamgefüge unterordnen. Vor den beiden Spielen gegen den ERSC Amberg sprachen wir mit dem „Architekten" des neuen HEC-Gefüges, dem Sportlichen Leiter Jörg Schobert.

Martin Steinau: Jörg, erst einmal Danke, dass Du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Wir haben jetzt sozusagen Halbzeit der Landesligavorrunde. Wie ist dein persönliches Fazit?

Jörg Schobert: Hallo Martin, ich denke es können alle im Verein und im Umfeld mit dem Abschneiden zufrieden sein. Ich bin froh,  dass die Vorstandschaft und das Präsidium,  trotz der vielen Bedenken und Kritik in den Sommermonaten, uns das Vertrauen geschenkt und uns unterstützt haben. Es läuft einfach in dieser Saison. Der Kader, die Vorbereitung, die Punktspiele..... Dazu kommen noch die Fans. Wahnsinn, wie wir bei den Heimspielen und auch auswärts unterstützt werden! Hut ab!

M.S.: Ihr betont immer wieder wie wichtig es war eine neue Hierarchie im Team zu schaffen und eine neue Eishockeyphilosophie in Höchstadt einzuführen. Denkst du das ist gelungen?

J.S.: Die Mannschaft hat einen Kopf. Das ist Daniel Jun. Er gibt die Richtung vor und hat die absolute Unterstützung durch die Vorstandschaft. Auch ein Daniel Sikorski blüht in seiner neuen Rolle als Kapitän auf. Die Hierarchie im Team ist vorhanden und funktioniert, weil auch der Respekt gegenüber jedem einzelnen da ist. Jeder ist ein Teil der Mannschaft und es hat jeder begriffen, dass er ohne die anderen nicht erfolgreich spielen kann.  Jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe für das Team. Wenn jeder diese erfüllt, spielen wir erfolgreich! Es gibt also eine klare Struktur im Team, aber der Star ist die Mannschaft!

M.S.: Welchen Anteil hat daran ein Daniel Jun?

J.S.: Bei unserem ersten Gespräch haben wir uns lange über Eishockey, Höchstadt und Perspektiven unterhalten. Daniel war zu diesem Zeitpunkt schon bestens über den HEC informiert. Das hat mir gezeigt, dass er ernsthaftes Interesse an einem Wechsel hat. Seit der Einigung über ein Engagement beim HEC  lebt er zu 100% für den Verein. Er lebt fürs Eishockey und hat natürlich genaue Vorstellungen. Diese wurden  der Mannschaft schon im Trainingslager vermittelt und seit diesem Zeitpunkt sind alle voll motiviert dabei. Es haben alle schon bei den ersten Trainingseinheiten ihren Willen gezeigt. Die Steigerungen waren enorm. Das harte Training zahlt sich jetzt natürlich aus. Er  schafft es auch aus jedem das letzte heraus zu kitzeln, weiß, wann er laut werden muss und wann leise Töne angebracht sind.

M.S.: Was sagst du zur Entwicklung der jungen Spieler?

J.S.: Die jungen Spieler haben von Anfang an Ihre Chancen bekommen, haben das Vertrauen gespürt und alles zurückgezahlt. Ich denke die Jungs haben gemerkt, dass sie nicht nur zum Auffüllen des Kaders gedacht sind, sondern ein wichtiger Teil der Mannschaft sind und die Zukunft für den Verein. Das zeigen sie bei jedem Einsatz. Mit jedem Wechsel steigt das Selbstvertrauen und es macht einfach Spaß zuzuschauen.

M.S.: Wie zufrieden bist du mit den Neuzugängen, haben sich alle gut integriert, bzw. fühlen sich alle in Höchstadt wohl?

J.S.: Die Frage beantwortet sich eigentlich bei jedem Spiel von selbst. Alle arbeiten gemeinsam am Ziel und geben alles für den HEC. Es ist kein Neuzugang im Team, der sich nicht einbringt und den Eindruck erweckt nicht 100% zu geben.

M.S.: Ihr habt jetzt vergangene Woche das letzte Freiluftspiel der Saison gegen Pegnitz souverän nach Hause gebracht. Wie froh bist Du, dass ihr bei diesen unangenehmen Partien in offenen Stadien nicht gestolpert seid?

J.S.: Bei den Spielen in Vilshofen und Freising hatten wir mit dem Wetter Glück und die Spiele sind unter regulären Bedingungen abgelaufen. Einzig die Lichtverhältnisse waren etwas „gewöhnungsbedürftig" für uns. Das Spiel in Pegnitz war da eine ganz andere Sache. Da waren die Wetterbedingungen unterirdisch. Die Eisqualität hat extrem gelitten und unser ganzes Spiel musste umgestellt werden. Aber auch da hat sich wieder gezeigt, wie unser Team funktioniert. 60 Minuten kämpfen, rackern und siegen, das war die Vorgabe und die wurde wieder erfüllt.

M.S.: Ihr habt jetzt gegen fast jeden Gegner mindestens einmal gespielt. Welche Teams haben dich besonders überrascht, Was war für dich die bisher schwerste Begegnung?

J.S.: Moosburg ist sicher die stärkste Mannschaft der Liga. Was aber in Anbetracht des Kaders keine Überraschung ist. Vilshofen ist sicher noch für die ein, oder andere Überraschung gut. Waldkirchen hat einen kleinen, aber feinen Kader. Amberg hat schon starke Spiele absolviert und Haßfurt ist uns immer noch auf den Fersen. Für uns ist immer die nächste Begegnung die schwerste. Klingt abgedroschen, aber es ist so. Jeder will uns schlagen und gibt immer ein paar Prozent mehr.

M.S.: Nach Deiner Einschätzung, was sind bis zum Vorrundenende noch die härtesten Brocken, die ihr bewältigen müsst und wie wollt Ihr das anstellen?

J.S.: Sicherlich die Auswärtsspiele in Moosburg, Haßfurt, Waldkirchen. Unangenehme Gegner sind aber leider alle. Jeder weiß, dass wir uns keinen Ausrutscher erlauben dürfen und legt immer noch eine Schippe drauf. Unser Gegenrezept war immer die 100%ige Konzentration, unser Spielsystem, das Überzahlspiel, die Kondition und der Siegeswille! Was sollen wir daran ändern? Wir werden so weitermachen! Es kommt noch dazu, dass wir Dank der HEC-Fans keine Auswärtsspiele haben, sondern nur Heimspiele „woanders". Zu Hause werden sicherlich die Spiele gegen Vilshofen und Bad Kissingen heiß werden.

M.S.: Sind bis Mitte Januar noch irgendwelche Neuverpflichtungen geplant?

J.S.: Sag niemals nie. Wenn ein Spieler zu bekommen ist, der zu 100% in den Kader passt und auch die Perspektive hat längerfristig in Höchstadt zu bleiben werden wir ihn sicher nicht wegschicken. Es muss halt alle passen. Vielleicht hat das Christkind ja einen für uns.

M.S: Lass uns zum Abschluss noch zwei Blicke in die Zukunft werfen. Wenn Ihr am Ende unter den ersten beiden Teams der Vorrunde steht: welche Teams erwartest du aus dem Süd-Westen als potentielle Gegner und wie schätzt du deren Leistungsvermögen ein

J.S.: Es werden sicher die Mannschaften, die aktuell oben stehen auch dort bleiben. Landsberg, Kempten, Pfronten, Holzkirchen. Es ist schwer die Stärke der anderen Gruppe einzuschätzen. Leichte Gegner wird es aber in einem Halbfinale nicht geben. Wer in so einem Spiel nicht alles gibt, sollte die Sportart wechseln. Aber egal wer kommt, wir werden die Aufgabe genau so angehen, wie alle anderen Spiele auch! Es wird keiner unterschätzt, aber wir wissen auch, was wir können!

M.S. Der zweite Blick geht noch etwas weiter in die Zukunft: Ihr habt ja bereits in dieser Saison viele Spieler mit der Perspektive geholt, dass sie auch in Zukunft die Säulen des HEC-Teams bilden. Gesetzt dem Falle des erhofften Aufstiegs: was muss noch getan werden, damit das Team in der Bayernliga bestehen kann und was sind Eure mittelfristigen Ziele?

J.S.: Wie Du schon gesagt hast, der Plan lautet nicht, aufsteigen und das Team austauschen. Es wird jeder Spieler aus dem aktuellen Kader bei den Spielen, im Training und in der Kabine beobachtet. Das Team soll wachsen und sich weiterentwickeln. Deshalb wäre eine zu große Fluktuation im Kader kontraproduktiv! Punktuell müsste man für die Bayernliga natürlich etwas machen. Aber wir müssen erst mal dorthin. Schritt für Schritt. Jetzt zählt primär die Qualifikation für das Halbfinale.

M.S.: Nochmal vielen Dank, Jörg, dass Du uns so offen Rede und Antwort gestanden hast. Wir wünschen Dir und deinen Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest, ein erfolgreiches Heimspiel gegen Amberg am Montag und ein erfolgreiches neues Jahr 2012!

J.S.: Ich wünsche auch allen Eishockeyverrückten im und um den Verein und Ihren Familien ein paar besinnliche Feiertage und hoffe natürlich das am 2. Feiertag viele Fans zum Spiel gegen Amberg kommen. Die Mannschaft hat es sich einfach verdient!

 
 
hockeynews@bayernhockey.com