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Ex-Passauer Simbeck wird zum Spielverderber
Derby-Thriller zwischen Passau und Waldkirchen endet 5:5
17.12.2012 - 19:45 - Vereine - EHF Passau - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: Christoph Werner
 
Eine rappelvolle Passauer Eis-Arena, ausgelassene Derbystimmung schon vor dem Eröffnungsbully unter den über 1000 Zuschauern und ein Spiel, das nichts für schwache Nerven war - das gestrige Duell gegen den ESV Waldkirchen bot alles, was man sich für ein Nachbarschaftsderby nur wünschen konnte.
Bereits in den ersten Minuten zeigte sich, dass beide Teams mit offenem Visier spielen würden. In der dritten Spielminute hatten die Black Hawks eine erste gute Einschussgelegenheit, doch Roman Kondelik im Tor der Gäste holte den Passauer Angreifer unsanft von den Beinen und verhinderte so einen frühen Treffer der Hausherren. Nachdem der Unparteiische dieses Foulspiel nicht geahndet hat, war es nur Sekunden später Markus Simbeck, der wegen Hakens für das erste Passauer Powerplay sorgen sollte. In diesem agierten die Hausherren druckvoll und erarbeiteten sich einige Abschlüsse, vor dem Tor fehlte es aber an Genauigkeit, sodass kein Treffer fallen sollte. In der fünften Spielminute dann er erste Schockmoment aus Passauer Sicht: Moritz Riebel nagelte seinen Gegenspieler aus vollem Tempo heraus im wahrsten Sinne des Wortes in die Bande - nachdem die Partie bereits unterbrochen war. Für diese unnötige und wohl übermotivierte Aktion sprach das Schiedsrichtergespann eine 5+Spieldauer-Strafe aus, gleichzeitige konnten die Gäste nun volle fünf Minuten in nummerischer Überlegenheit am eigenen Führungstreffer arbeiten. Einmal verhinderte Christoph Zawatsky im Passauer Gehäuse mit einer tollen Parade den fast schon sicheren Rückstand, ansonsten stand die Defensive der Black Hawks sicher und die lange Unterzahl wurde schadlos überstanden. Nur Sekunden nach Ablauf dieser Strafe luchste man den Gästen den Puck ab, Andreas Toth spielte die Scheibe beim Break Richtung Waldkirchner Tor auf Andreas Popp, und Passaus Spielertrainer netzte zum 1:0 in der 11. Spielminute ein. Eine Minute später kassierten die Gäste in Person von Matthias Murr wegen Beinstellens die nächste Strafzeit, das folgende Passauer Powerplay hatte es dann in sich: Zunächst fahren die Gäste einen Unterzahl-Konter Richtung Zawatsky, der ein weiteres Mal mit einem überragenden Save das Gegentor vereiteln konnte, fast im Gegenzug hämmerte Mathias Pilz die Scheibe per Blueliner zum Passauer 2:0 vorbei an Kondelik in die Maschen. Alles verläuft nun nach Plan? Weit gefehlt: Ganze 14 Sekunden nach dem Treffer nutzten die Gäste eine Unachtsamkeit der Passauer Abwehr, um in Person von Matthias Murr den 1:2-Anschlusstreffer zu markieren. Kurz darauf zeigte Zawatsky gegen Waldkirchens Maximilian Reichermeier eine weitere Parade - hier schrammten die Gäste nur knapp am Ausgleichstreffer vorbei. Kurz darauf sollte es dann aber doch passieren: Nach exakt 15 gespielten Minuten schob Herbert Maier die Scheibe zwischen den Schonern von Zawatsky zum 2:2 ins Passauer Tor - der Vorsprung war dahin. In der 17. Spielminute verstrich ein weiteres Passauer Überzahlspiel ergebnislos, sodass es mit dem Stand von 2:2 in die erste Drittelpause ging. Aufgrund der vielen hochkarätigen Chancen auf beiden Seiten ging das Remis absolut in Ordnung, einzig die Art und Weise der Passauer Gegentreffer stimmte ärgerlich.
Auch im Mitteldrittel war kein Abfall bezüglich Intensität der Begegnung zu erkennen - das Spiel knüpfte nahtlos dort an, wo es nach dem ersten Spielabschnitt aufgehört hatte. Drei Minuten waren gespielt, da verpassten beide Teams mit Schüssen kurz hintereinander einen weiteren Treffer. Nachdem in den Folgeminuten je ein Passauer und ein Waldkirchner den Weg Richtung Strafbank antreten mussten, gab es in der 26. Spielminute Grund zum mit der Zunge schnalzen: Im 4-gegen-4 fuhren Markus Simbeck, Jan Schinköthe und Bernd Vorderbrüggen im Dreierpack Richtung Zawatsky im Passauer Tor, und nach toller Tic-Tac-Toe-Kombination war es Simbeck, der zur Waldkirchner 3:2-Führung vollendetet. Passaus Schlussmann war hier schuld- und chancenlos. Nur eine Minute später kam ein weiteres Mal Passau frei vor Kondelik zum Abschluss - doch erneut verfehlte der Schuss das Tor. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Abschlussschwäche der Hausherren ein weiteres Mal offensichtlich - das muss doch besser gehen. Gesagt, getan: Eine Umrundung des Sekundenzeigers später stand Andreas Popp ungehindert vor dem Gästetor und schlenzte den Puck zum verdienten 3:3 vorbei an Kondelik. Man sollte meinen, dass dieser Treffer die Black Hawks endgültig beflügeln sollte, das Gegenteil war jedoch der Fall: In der 29. Spielminute wanderte Passaus Thomas Kremhelmer wegen Ellbogenchecks hinter das Plexiglas. Sechs Sekunden sollte es dauern, da lag der Puck vor Markus Simbeck, er nahm sich ein Herz und versenkte einen Strahl von der Blauen Linie zur erneuten Gästeführung. In der 31. Spielminute war es Roman Kondelik, der mit einem tollen Schoner-Save den Passauer Ausgleichstreffer vereitelte, doch nur zwei Minuten später sollte auch er machtlos sein: Aus kurzer Distanz war es Passaus tschechischer Kontingentspieler Martin Lamich, der die Hartgummischeibe zum 4:4 unter die Latte jagte. Kurz darauf bescherte Waldkirchen den Hausherren ein weiteres Überzahlspiel, den Schwung, um die Begegnung zu drehen, konnte man allerdings nicht nutzen. In der 37. Spielminute eine weitere Großchance für die Black Hawks, dieses Mal wurde der bereits am Boden liegende Kondelik angeschossen - Chance vertan. In der letzten Minute des Mitteldrittels wanderte Passaus Martin Lamich wegen Stock-Checks auf die Strafbank, doch bis zur zweiten Drittelpause änderte sich am Stand von 4:4 nichts mehr.
Im Schlussabschnitt waren ganze 49 Sekunden gespielt, da kassierten die Black Hawks nach einem Stockschlag von Andreas Popp die nächsten zwei Minuten - mit der Folge eines 5-gegen-3-Überzahlspiels der Gäste, welches dank guter Abwehrarbeit überstanden wurde. In der 45. Spielminute wurde der Passauer Tatendrang, nun endlich selbst in Führung zu gehen, jäh gebremst: Markus Simbeck verwandelte bei angezeigter Strafe gegen Passau mit seinem dritten Treffer des Abends einen Schuss ins kurze Eck zur Waldkirchner 5:4-Führung. Vier Minuten später fast die Entscheidung zu Gunsten der Gäste, doch der Schuss von Milan Blaha verfehlte das Passauer Gehäuse nur knapp. Als in der 51. Spielminute nach einem Gerangel vor dem Tor Bernd Vorderbrüggen aufgrund von Unnötiger Härte den Black Hawks ein weiteres Powerplay bescherte, musste es doch klappen. Doch erstens kommt es anderes, und zweitens als man denkt: Ein weiteres Mal wurde ein Alleingang Richtung Tor der Gäste leichtfertig vergeben, und schon war die Chance in Überzahl wieder dahin. Verkehrte Welt dann einige Minuten später: Mit Florian Horvath und Maximilian Wanninger wanderten in der 54. und 55. Spielminute gleich zwei Passauer auf die Strafbank, doch die große Gelegenheit, die Partie in doppelter Überzahl kurz vor dem Ende für sich zu entscheiden, wurde auch von den Gästen vergeben. Als fast schon niemand mehr damit rechnete, zogen sich die Black Hawks doch noch halbwegs schadlos aus der Affäre: In der vorletzten Spielminute war es Vladimir Gomov, der in seinem ersten Spiel nach überstandenem Mittelfussbruch mit einem Hammer von der Blauen Linie zum 5:5 ausgleichen konnte. Gut eine Minute vor dem Ende nahm Passau noch eine Auszeit, doch es sollte beim 5:5-Unentschieden bleiben.
Gesamt gesehen sahen die Zuschauer ein tolles, emotionsgeladenes und von der ersten Minute an spannendes Eishockeyspiel, doch wie schon vor zwei Wochen kommen die Black Hawks nicht über ein Remis gegen Waldkirchen hinaus. Mitunter Schuld war wie so oft die katastrophale Chancenverwertung auch bester Einschussgelegenheiten, dazu kam die Cleverness der Gäste aus Waldkirchen. Dieses Spiel gilt es nun abzuhaken, weiter geht's am kommenden Sonntag: Ab 18:30 Uhr sind die Dachau Woodpeckers zu Gast in der Passauer Eis-Arena - das Hinspiel gewannen die Dreiflüssestädter mit 15:4.

Statistik:

EHF Passau Black Hawks - ESV Waldkirchen 5:5 (2:2, 2:2, 1:1)

Tore:

1:0 Andreas Popp (Andreas Toth) 10:03
2:0 Mathias Pilz (Andreas Toth, Andreas Popp) 11:40
2:1 Matthias Murr (Markus Simbeck) 11:54
2:2 Herbert Maier (Adrian Kustor, Ralph Heinrich) 15:00
2:3 Markus Simbeck (Jan Schinköthe, Bernd Vorderbrüggen) 25:09
3:3 Andreas Popp (Vladimir Gomov) 27:39
3:4 Markus Simbeck (Jan Schinköthe, Milan Blaha) 29:01
4:4 Martin Lamich (Thomas Kremhelmer, Andreas Toth) 32:36
4:5 Markus Simbeck (Johannes Fuchs) 44:44
5:5 Vladimir Gomov (Andreas Popp) 58:44

Strafen: EHF Passau Black Hawks 17 + Spieldauer Moritz Riebel, ESV Waldkirchen 14
Zuschauer: 1.066

 
 
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