Fünfzehn Tore, eine fulminante Aufholjagd und ein intensives Spiel bekamen die Zuschauer am vergangenen Sonntag im Bayrischen Wald zu sehen. Am Ende eines Offensivspektakels in der Regener Drachenhöhle mussten sich die Luchse den gastgebenden Red Dragons Regen zwar mit 10-5 (3-0, 3-4, 4-1) geschlagen geben, zeigten sich allerdings als würdiger Herausforderer für den amtierenden Bezirksligameister.
Drachen starten blitzschnell
Mit fünf Testspielen an fünf Wochenenden hatten die Münchner Luchse eine eh schon intensive Vorbereitungsphase hinter sich, bevor es am vergangenen Sonntag in Richtung Bayrischer Wald ging. Dort wartete niemand anderes als der amtierende Bezirksligameister, die roten Drachen aus Regen, als letzter Testspielgegner der Landeshauptstädter. Die Gastgeber sind bisher niederlagenfrei durch die Vorbereitung gegangen und wollten sich auch gegen den MEK keine Blöße geben. Noch dazu sollten die Zuschauer in der Regener Drachenhöhle im letzten Testspiel ihrer Mannschaft heiß auf die für den ERC am kommenden Wochenende beginnende Hauptrunde gemacht werden.
Es sollte nicht all zu lange dauern, ehe den Fans der Drachen etwas geboten wurde. Die Titelfavoriten wollten von der ersten Sekunde an keinen Zweifel am Ausgang des Spiels lassen und starteten mit vollem Tempo in die Partie. Es dauerte keine vier Minuten, ehe Tamino Kaut im Münchner Tor erstmals überwunden werden konnte. Alexander Simon schloss eine gelungene Kombination erfolgreich ab und brachte seine Mannschaft in Führung. Die Drachen ließen nach dem Führungstreffer nicht nach, sondern spielten weiterhin zielstrebig in Richtung gegnerisches Tor. In der sechsten Minuten fuhr Stürmer David Michel in das Münchner Drittel und hatte bei einem Zwei-Auf-Eins die Wahl zwischen einem Schuss und einem Pass auf seinen Mitspieler. Der Tschechische Stürmer wählte die dritte Option und spielte den Puck fest gegen die Kufe des verbleibenden Münchner Gegenspielers, Martin Schafroth. Die Scheibe prallte vom Schlittschuh des Verteidigers aus dem Allgäu ab und kullerte zum 2-0 über die Linie. Weder Martin noch Tamino Kaut hatten den Hauch einer Chance bei dieser gewieften Aktion des schlitzohrigen Stürmers.
Die Offensive der Regener war nun kaum mehr aufzuhalten. Insgesamt 21 Schüsse feuerten die Gastgeber im ersten Abschnitt auf das Tor von Tamino Kaut. Der Münchner Goalie zeigte sich jedoch bereits in bester Frühform und konnte die ein oder andere Großchance vereiteln. In der zehnten Minute musste Tamino jedoch ein drittes Mal hinter sich greifen. Diesmal war es Assistenzkapitän Alexander Braun, der den Puck über die Linie bringen und den Vorsprung der Drachen weiter ausbauen konnte. Drei Gegentore in zehn Minuten verhießen nichts Gutes für das Luchsrudel.
Nach dem dritten Treffer der Hausherren fanden auch die Luchse langsam ins Spiel. Vor allem die erste Reihe um Theodor Ziegelhöffer, Yehor Vinnytskyi und Tobias Treichl konnte sich vermehrt in das gegnerische Drittel spielen. Im ersten Abschnitt war den Gästen das Glück allerdings noch nicht hold. Zwei Mal kamen die Münchner in aussichtsreicher Position per Direktabnahme zum Abschluss, verfehlten das Ziel jedoch beide Male denkbar knapp. So ging es mit einem durchaus verdienten 3-0 für die Drachen in die erste Pause.
Luchse beißen sich zurück
Kaum hatte das zweite Drittel begonnen, schon folgte der nächste Nackenschlag für die Landeshauptstädter. Neunundvierzig Sekunden nach Wiederanpfiff wurde den Drachen nach einer regelwidrigen Rettungsaktion im Münchner Torraum ein Penalty zugesprochen. Hier zeigte Topscorer David Michel erneut seine individuelle Klasse. Der tschechische Stürmer nahm sich bei seinem Versuch viel Zeit, führte den Puck wie am Schnürchen und ließ Tamino Kaut mit einem Move der Extraklasse aussteigen. Der Zwischenstand von 4-0 nach 21 Minuten sorgte für lange Gesichter auf der Bank der Gäste.
Obwohl sowohl Ergebnis als auch Spielverlauf bisher eine eindeutige Sprache sprachen, konnten sich de Gäste berappeln. Die Münchner setzten sich gegen den haushohen Favoriten zur Wehr, fuhren ihre Checks zu Ende und zeigten eindeutig, dass sie nicht in den Bayrischen Wald gefahren sind, um sich eine Klatsche abzuholen. Erstmals auf dem Scoreboard erschienen die Münchner dank Yehor Vinnytskyi. Der ukrainische Stürmer ließ in Überzahl einen Nachschuss aus spitzem Winkel im Netz zappeln und sorgte somit für etwas dringend benötigten Optimismus auf der Münchner Bank. Noch wohler fühlten sich die Gäste eine knappe Minute später. Raphael Cera spielte einen Steilpass auf Verteidiger Leon Axtner, der seine Gegenspieler mit einem unwiderstehlichen Antritt überlaufen konnte. Leon fuhr alleine auf Torhüter Dennis Hauser zu und schob ihm den Puck zum 2-4 durch die Hosenträger. Nun waren die Luchse auch im Spiel angekommen.
Dass die Drachen eine Bezirksliga-Mannschaft der Extraklasse sind, stellten sie kurz darauf unter Beweis. Der Paradeblock des ERC zog das Tempo kurz an und konnte das Publikum in Person von David Michel in der 28. Minute mit einer schnellen Antwort etwas beruhigen. Das 5-2 war bereits der dritte Treffer des früheren tschechischen Jugendnationalspielers. Die Luchse ließen sich auch vom fünften Treffer nicht entmutigen, sondern hielten weiter an ihrem Gameplan fest. In der 35. Minute drückte Theodor Ziegelhöffer einen Nachschuss zum 5-3 über die Torlinie, und als die Luchse eine Minute später ihre zweite Überzahlsituation des Abends erhielten, konnte erneut gejubelt werden. Maximilian Deutzmann versenkte einen perfekt platzierten Handgelenkschuss aus dem hohen Slot im Regener Tor und brachte das Luchsrudel auf einen Treffer an die Gastgeber heran.
Die Landeshauptstädter kämpften sich mit einer beherzten Leistung in das Spiel zurück, doch leider brachten sie sich kurz vor Ende des Mitteldrittels um den Lohn ihrer Arbeit. Zwanzig Sekunden vor Drittelende holte sich Amin Reisinger drei Zwei-Minuten-Strafen wegen Stockschlags und einer anschließenden Beschwerde bei dem Schiedsrichtergespann ab. Zehn Sekunden nach Beginn der sechsminütigen Unterzahl und somit zehn Sekunden vor der zweiten Pause nutzten die Drachen ihre numerische Überzahl erstmals. Martin Nemec erhöhte auf 6-4 und nahm den Luchsen kurz vor der Pause den Wind aus den Segeln.
Special Teams besiegeln Heimsieg
Zu Beginn des letzten Abschnitts waren noch knapp vier Minuten der Dreifachstrafe aus dem zweiten Drittel auf der Uhr, und die Regener machten sich sofort ans Werk, das Spiel in numerischer Überzahl vorzuentscheiden. Die Drachen nisteten sich im Münchner Drittel ein und feuerten aus einem Guss auf das Tor von Tamino Kaut. Der MEK-Goalie tat sein Bestes, konnte einen weiteren Treffer allerdings nicht verhindern. Wieder war es David Michel, der jubeln konnte und die Fans der Drachen mit seinem vierten Treffer des Abends verzückte.
Auch nach dem siebten Gegentreffer gaben sich die Luchse noch nicht auf. In Unterzahl schob Martin Schafroth im eigenen Drittel Yehor Vinnytskyi den Puck zu, und der ukrainische Goalgetter ließ die Zuschauer in der Drachenhöhle staunen. Yehor skatete Coast-To-Coast aus dem eigenen Drittel bis vor das Tor des ERC und brachte den Puck zum 7-5 im Regener Gehäuse unter. Selbst bei ein Eins-Gegen-Fünf in eigener Unterzahl ist Yehor einfach nicht aufzuhalten.
Die Freude bei den Gästen währte leider nur dreißig Sekunden lang. Die Gastgeber, die immernoch in Überzahl agierten, schlugen durch einen Powerplaytreffer von Sascha Haschberger schnell zurück und stellten auf 8-5. Von diesem Rückschlag konnten sich die Luchse nicht mehr erholen. Die Münchner kämpften weiter und versuchten, das Spiel nochmal spannend zu machen, doch die routinierten Regener spielten die Zeit nun souverän von der Uhr.
Für Topscorer David Michel war der Abend allerdings noch lange nicht gelaufen. Die Luchse durften in den letzten Minuten des Spiels noch einige Male in Überzahl agieren. Mit einem Mann mehr auf dem Eis spielten die Landeshauptstädter nun mit mehr Risiko, und der tschechische Topstürmer nutzte die sich bietenden Kontergelegenheiten eiskalt aus. In der 50. Minute erhöhte Michel in eigener Unterzahl auf 9-5, und drei Minuten vor Spielende schraubte er die Trefferzahl der Gastgeber mit einem erneuten Unterzahltor in den zweistelligen Bereich. Michel verzückte die Fans in der Drachenhöhle nicht nur mit einem halben Dutzend eigener Treffer, sondern auch mit Jubelarien, die an die Meisterfeier aus dem vergangenen Frühjahr erinnerten. Warum die Gastgeber in Person von Martin Nemec ihren zweistelligen Freundschaftsspielerfolg anschließend mit einem Kopfcheck abseits des Spielgeschehens krönen mussten, bleibt ein ungeklärtes Rätsel und stellte einen unschönen Schlusspunkt unter einem ansonsten sportlich sehenswertes Testspielfinale dar.
Luchse zeigen sich bereit für die Hauptrunde
Trotz der hohen Niederlage zeigten die Landeshauptstädter eine Leistung, auf der sie aufbauen können. Besonders das Comeback im zweiten Drittel und die Tore von Yehor Vinnytskyi bleiben in Erinnerung. Neben Yehor machten jedoch auch andere Luchse auf sich aufmerksam. Trotz zehn Gegentoren ist Torhüter Tamino Kaut, der einige Paraden der Extraklasse zeigte, definitiv hervorzuheben. Auch der junge Neuluchs Moritz Barth zeigte erneut eine beherzte Leistung und war nah dran, sich auf dem Scoreboard zu belohnen, scheiterte allerdings wie in der Vorwoche in Waldkraiburg schon an der Latte. Nach sechs Testspielen und überwiegend guten Leistungen freuen sich die Münchner nun auf den Beginn der Pflichtspiele.
Ausblick
Mit dem Testspielfinale im bayrischen Wald ist die Vorbereitungsphase der Münchner Luchse abgeschlossen. In zehn Tagen, am 5. November 2023, steht nun der Pflichtspielstart bei der zweiten Mannschaft des EC Pfaffenhofen an. Wir hoffen auf ein stimmungsvolles Bild im Gästeblock zu unserem ersten Bezirksligaspiel der neuen Saison!
Statistik
ERC Regen – Münchner EK „Die Luchse“ 10-5 (3-0, 3-4, 4-1)
22. Oktober 2023, 18:00 Uhr
Eisstadion Regen
Zuschauer: 98
Aufstellungen:
ERC Regen
Hauser, Hacker – Kufner (A), Meichel (C), Huber, Mayer, Beer – Azimov, Haschberger, Etemad, Michel, Braun (A), Nemec, Simon
Münchner EK „Die Luchse“
Kaut, Kumerics – Von Friderici, Killinger (C), Schafroth (A), Hnat, Axtner (A) – Senghas, Klein, Listl, Steinmetz, Cera, Barth, Vinnytskyi, Ziegelhöffer, Frey, Valyshkin, Reisinger, Deutzmann, Treichl
Tore:
1-0 Simon (Meichel, Haschberger, 3:26)
2-0 Michel (Nemec, 5:17)
3-0 Braun (Haschberger, Kufner, 9:45)
4-0 Michel (Penaltyschuss, 20:49)
4-1 Vinnytskyi (Killinger, Treichl, 25:44/PP1)
4-2 Axtner (Cera, 26:29)
5-2 Michel (Nemec, Meichel, 27:40)
5-3 Ziegelhöffer (Vinnytskyi, 34:24)
5-4 Deutzmann (Killinger, Cera, 35:34/PP1)
6-4 Nemec (Mayer, Haschberger, 39:51/PP1)
7-4 Michel (Nemec, Meichel, 42:23/PP1)
7-5 Vinnytskyi (Schafroth, 44:31/SH1)
8-5 Haschberger (Mayer, 45:02/PP1)
9-5 Michel (Nemec, 49:05/SH1)
10-5 Michel (Meichel, 57:09/SH1)
Schüsse:
ERC Regen: 47
Münchner EK „Die Luchse“: 28
Strafminuten:
ERC Regen: 10
Münchner EK „Die Luchse“: 16 |